Saalbau
Heimatmuseum
Landratsamt
Gründungsversammlung
Häusermalerei
300 Jahre Saarlouis
Museum Haus Ludwig
Ludwig Galerie Saarlouis |
Rückblick Nach dem 2. Weltkrieg lag Saarlouis, Saarbrücken und das gesamte Land, wie andere deutsche Regionen auch, in Trümmern. „Wer brauchte damals schon Kunst in einer Zeit des Wiederaufbaus? Die Leute waren mit der Existenzsicherung beschäftigt. Was zählte damals schon ein Künstler? Wer brauchte Bilder, wenn das zerstörte Dach gedeckt werden sollte. "(Günther Willeke über die Nachkriegszeit) Das Saarland, das wie schon so oft in seiner Geschichte damals politisch zwischen Frankreich und Deutschland hin-und hergerissen wurde, blühte in dieser Zeit kulturell auf: Theater, Musikhochschule, die junge Universität und vor allem die 1947 neugegründete Staatliche Schule für Kunst und Handwerk waren maßgeblich an der kulturellen und künstlerischen Entwicklung des Saarlandes beteiligt. Lehrer wie Boris Kleint, Hannes Neuner, Karl Kunz, Otto Steinert, J.A. Schmoll gen. Eisenwert und Frans Masereel sorgten in der Tradition des Bauhauses im Saarland für einen neuen Geist und wirkten mit an der Gestaltung einer neuen Gesellschaft in unserer Region. Die Schule für Kunst und Handwerk wirkte jedoch nicht nur in Saarbrücken, sondern von ihr gingen auch die ersten wichtigen Impulse aus, dass Künstler in der Kunstregion „Untere Saar" mit ihren Werken an die Öffentlichkeit traten, um sich ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Die ersten Ausstellungen Anfang der 50er Jahre fanden im französischen Konsulat in Saarlouis statt, zu dieser Zeit gab es hier noch keine Galerie. Victor Fontaine war Gründungsmitglied und der 1. Vorsitzende der Künstlergruppe Untere Saar e.V. in Saarlouis. Beeindruckend war sein Wille, die Kunstregion „Untere Saar" zu prägen: „Das Wort "Provinz" ist einer Region leicht anzuhängen. Dabei gab es die Kunstprovinz Untere Saar nie, weil Künstler in der Vergangenheit hier nicht zu Hause waren. Das änderte sich nach 1945." (Victor Fontaine) Mitte der 50er Jahre kam der Saalbau als weiterer Ausstellungsraum hinzu. Vor allem die Raumfrage war ein wichtiges Problem, was es galt, in den folgenden Jahren zu lösen. Neue unkonventionelle Ideen und Kreativität der engagierten Künstlerinnen und Künstler, an erster Stelle sind hier Nikolaus Simon und Leo Grim zu nennen, waren gefragt. Die Kunststube Auf Initiative des Bildhauers Nikolaus Simon wurde in drei stilvollen Räumen des Heimatmuseums (heute Städtisches Museum, Kaserne VI) mit städtischer Unterstützung „Die Kunststube" im November 1961 mit einer Weihnachtsausstellung eröffnet. Neben Malerei, Grafik und Plastik wurde auch Kunsthandwerk präsentiert. In den folgenden Jahren bis 1966 zeigte Nikolaus Simon dort jährlich bis zu zwölf Ausstellungen. Neben den im Kreis Saarlouis lebenden Künstlern, wie zum Beispiel Nikolaus Simon, Leo Grim, Viktor Fontaine, Karl Michaely und Paul Rihm wurden zum Beispiel Arbeiten von Otto Lackenmacher, Volkmar Groß und Helmut Oberhauser gezeigt. Charakteristisch waren die im November stattfindenden Weihnachts- bzw. Jahresausstellungen und dass neben denen im Landkreis Saarlouis ansässigen Künstlerinnen immer Gäste aus dem übrigen Land und darüber hinaus eingeladen wurden. An beiden Traditionen hat die Künstlergruppe Untere Saar bis zum heutigen Tag festgehalten. Von 1966 bis 1974 konnte im Neubau des Saarlouiser Landratsamtes der sogenannte „Kulturraum" für wechselnde Ausstellungen genutzt werden, den Landrat August Riotte zur Verfügung gestellt hatte. Nach dem Tod von Nikolaus Simon im Jahr 1970 trat Victor Fontaine an seine Stelle. Schnell zeigte sich, dass der lose informelle Zusammenschluss der Künstlerinnen und Künstler der Unteren Saar gegenüber Dritten und der öffentlichen Hand besser agieren könne, wenn eine Rechtsform existiere. Die offizielle Gründungsversammlung fand am 24. Oktober 1974 im Hotel Petz statt, der neue Verein wurde auf den Namen „Künstlergruppe Untere Saar" getauft und zum 1. Vorsitzenden Victor Fontaine gewählt. Nachdem der Kulturraum im Landratsamt wegen Eigenbedarf ab 1975 nicht mehr zur Verfügung stand, fanden in den folgenden Jahren zahlreiche Ausstellungen an wechselnden Orten statt u.a. in Dillingen, Creutzwald, Saarbrücken, Metz, Trier, Bad Kreuz-nach und natürlich auch immer wieder in den beiden Saarlouiser Partnerstädten St. Nazaire und Eisenhüttenstadt. Hierbei war auch immer wieder viel Kreativität, Idealismus und das Organisationstalent der Künstlergruppe gefragt. Parallel dazu fanden zahlreiche Aktivitäten statt u.a. Häusermalerei an der Ecke Zeughausstraße/Großer Markt, zum ersten Saarlouiser Altstadtfest, „Malen nach Musik" oder „Malen im Park" im Dillinger Stadtpark und Teilnahme an Symposien in Metz, Kirn und Nohfelden. Im Jahr 1980 konnte dank der Unterstützung durch die Stadt Saarlouis endlich der lang ersehnte feste Ausstellungsraum bezogen werden. Im Theater am Ring wurde das „Zentrum Kunst", Galerie der Künstlergruppe Untere Saar mit Ausstellungsraum und Atelierräumen eingerichtet. Neben Ausstellungen führte man hier auch sonstige Aktivitäten wie Schulungen, Kinderferienaktionen und regelmäßige Gruppentreffen durch. 300 Jahre Saarlouis Sowieso war das Jahr 1980 ein ereignisreiches Jahr für die Künstlergruppe. Anlässlich des 300-jährigen Bestehens der Stadt Saarlouis fand auf Initiative von Victor Fontaine ein internationales Symposion mit dem Titel „Werktag der Künstler" statt, an dem sich 57 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg beteiligten. Die entstandenen Werke spiegelten in vielfältigen Facetten die 300-jährige Geschichte der ehemaligen Festungsstadt wieder. Ein weiteres spannendes Projekt im gleichen Jahr ging auf die Initiative von Hanns Maurer zurück. Einige Mitglieder der Künstlergruppe Untere Saar schufen 167 große Bildtafeln mit Motiven aus der 300 jährigen wechselvollen Geschichte von Saarlouis, die in der gesamten Innenstadt aufgestellt wurden. Die folgenden Jahre standen ganz im Zeichen von Schulungen, Fort- und Weiterbildungen. Im Kunstforum, von Günther Willeke 1985 gegründet, wurden künstlerisch Interessierte in Zeichnen, Komposition und Technik unterrichtet. Nach Günther Willeke leiteten Siegfried Pollack und Cilli Willeke das Kunstforum, bis sich das „Kunstforum Saarlouis" als weitere Künstlergruppe in Saarlouis 1990 eine feste Rechtsform gab. Museum Haus Ludwig Seit Bestehen des Museums Haus Ludwig hat die Künstlergruppe dort ein neues Zuhause gefunden. Die Jahresausstellungen finden seit 1989 regelmäßig im Atelier statt, begleitet von Einzel- oder Gruppenausstellungen der Mitglieder. Ludwig Galerie Saarlouis Nach 28 Jahren hat 2017 das Saarlouiser Haus unter dem Dach der Museen in der Kaserne VI sein neues Domizil bezogen und trägt den Namen „Ludwig Galerie Saarlouis“ Zusammen mit dem Kooperationspartner, der Peter und Irene Ludwig Stiftung Aachen, setzt die Kreisstadt Saarlouis mit seiner Ludwig Galerie sein vielgestaltiges Ausstellungskonzept fort. Hier hat die Künstlergruppe weiter ihre Jahresausstellungen und auch ihre neue Heimat gefunden. Neben den bereits erwähnten Ausstellungen (inklusive den Jubiläumsausstellungen zum 20. und 25. Bestehen), zahlreiche Beteiligungen am künstlerischen Leben im Saar-Lor-Lux-Raum und den unterschiedlichsten Aktivitäten in den vergangenen Jahrzehnten, sind noch drei Ausstellungen erwähnenswert. So fand auf Initiative der Künstlergruppe 1975 in der ehemaligen Kommandantur die 1. Gedächtnisausstellung für Edvard Frank statt und das "Zentrum Kunst" im Theater am Ring wurde 1980 mit einer Karl-Kunz-Ausstellung, einem der ehemaligen Lehrer der Schule für Kunst und Handwerk, eröffnet. Zum Thema „Passion-Kreuzwege" konnte vor einigen Jahren eine erfolgreiche Ausstellung in der Evangelischen und Katholischen Kirche von Saarlouis präsentiert werden. Nach Victor Fontaine hatten Günther Willeke und Siegfried Pollack die Funktion des 1. Vorsitzenden inne. Seit 1998 bekleidet Gaetano Gross dieses Amt. Rückblickend auf 40 Jahre Künstlergruppe Untere Saar lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Gruppe konsequent den Weg weitergegangen ist, der von Künstlerinnen und Künstler in den 50er und 60er Jahren bereits vorgezeichnet wurden: - die bildenden Künste an der unteren Saar zu pflegen und zu fördern - das künstlerische Bewusstsein einem breiten Publikum zu vermitteln - geographische Standfestigkeit verbunden mit geographischer Offenheit: neben den im Kreis Saarlouis lebenden Künstlerinnen und Künstlern leben viele in den übrigen Teilen des Saarlandes und Deutschlands - „Pluralismus statt Monokultur" (Vielfalt der verschiedenen Stilrichtungen): Figuratives steht neben der Abstraktion, Kubismus neben Surrealismus, Informell neben Realismus. Vertreten sind Malerei, Plastik, Grafik und Fotografie. Drei Künstlergenerationen spiegeln die Geschichte der hiesigen Kunstszene und der Künstlergruppe Untere Saar wieder. a) Die Wegbereiter: Edvard Frank, Nikolaus Simon, Leo Grim und Nikolaus Schmitt NG b) Der Einfluss der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken An erster Stelle ist hier der Lehrer Karl Kunz zu nennen, für den man 1980 eine Einzelausstellung ausrichtete. Die Gründungsmitglieder Alfons Fontaine, Victor Fontaine, Günther Willeke, Paul Rihm und Karl Michaely waren Absolventen der Schule für Kunst und Handwerk, ebenso wie Benno Breyer, Wolfgang Gross Mario, Helga Koen, Helmut Ludwig, Hanns Maurer, Siegfried Pollack, Marianne Roth und Werner Theisen. Zu dieser Generation zählt auch Cilli Willeke, die ein Privatstudium beim Maler Jakob Schug absolvierte und Alexander Thugutt, der in Stuttgart Drucktechnik studierte. c) Die dritte Generation: Hierzu werden die Künstlerinnen und Künstler gezählt, deren künstlerische Ausbildung in der Regel außerhalb des Saarlandes erfolgte oder die erst in den letzten Jahren Mitglied der Künstlergruppe wurden: Werner Bärmann, Peter Becker, Wolfgang Bier, Rita Burgwinkel, Roy Gangi, Gaetano Gross, Ellen Kunz, Karl Navky, Dieter Müller, Angela Pontius, Roland Schmitt, Fred Weber, Stefanie Weber, Norbert Weber. |